Bezahlbares Wohnen in Kiel: Interview mit Gerwin Stöcken


Gerwin Stöcken ist Stadtrat für Soziales, Wohnen, Gesundheit und Sport. Zudem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Kieler Wohnungsgesellschaft (KiWoG), die wir im Jahr 2019 gegründet haben. Im Interview hat er mit uns darüber gesprochen, wie es gelingt, mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien, ältere Menschen und Studierende zu schaffen.

Herr Stöcken, viele ältere Menschen sind offen dafür, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, wenn die Kinder ausgezogen sind. Sie wollen aber in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Wie kann die Stadt ältere Menschen unterstützen?

Gerwin Stöcken: Bei meinen Besuchen in den Anlaufstellen Nachbarschaft war dies immer wieder ein wichtiges Thema. Der Wohnungstausch wird von vielen älteren Menschen begrüßt. Allerdings gibt es auch große Hindernisse. Das Schwierigste ist, dass die neue Miete für eine kleinere Wohnung nach einem Umzug höher sein kann als die bisherige Miete für eine größere. Mir scheint es notwendig, diesen Umstand mit den Wohnungsmarktakteuren zu besprechen und nach Lösungen zu suchen, bei denen die Tauschwilligen nicht die Dummen sind. Die Anlaufstellen Nachbarschaft wurden gebeten, die Wünsche
und Motive zusammenzutragen, damit wir beim nächsten Stammtisch Wohnen mit dem Oberbürgermeister das Thema ansprechen können.

Was tut die Stadt, um die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Familien, die sich vergrößern, aber
gern in Kiel bleiben möchten, zu verbessern?

Gerwin Stöcken: Bei den Neubauvorhaben achten wir darauf, dass immer auch für Familien geeignete Wohnungen entstehen. Bei den Neubauvorhaben in Kieler Süden entstehen Eigenheime für Familien. Letztendlich müssen wir aber auch sehen, dass die Bedürfnisse nach Eigenheimen nicht ausschließlich in Kiel gedeckt werden können. Daher arbeiten wir eng mit den Gemeinden und Städten in der Kiel Region zusammen.

Auch Studierende sind in einer besonderen Lage. Plätze in Wohnheimen sind knapp und Privatwohnungen oft teurer. Wie hilft die Stadt hier?

Gerwin Stöcken: Leider hat Kiel nicht die Dichte an Studentenwohnheimplätzen wie andere Universitätsstädte. Normalerweise liegt die Quote bei zwölf Prozent, in Kiel liegt sie leider bei nur unter sechs Prozent. Dies führt zu einem weiteren Druck am Wohnungsmarkt, den wir in Kiel nur dann abfedern können, wenn mehr studentischer Wohnraum geschaffen wird, am besten durch das Studentenwerk. Zwar werden derzeit viele EinPersonen- Appartements gebaut, jedoch erscheinen mir diese viel zu hochpreisig. Das studentische Budget sieht Kosten von um die 300 Euro für das Wohnen vor. Hier müssen sich die Preise einpendeln. Gerade am Anfang des Wintersemesters ist der Druck besonders hoch. In dieser Zeit versuchen wir zusätzliche Kapazitäten zu erschließen, um den Neu-Studierenden Zeit zu verschaffen, sich am Wohnungsmarkt zu orientieren. Dies dauert in aller Regel bis etwa Weihnachten. In den vergangenen Jahren ist es gelungen, den Druck zu mildern zum Beispiel durch Öffnung von Unterkünften für Geflüchtete oder durch Anmietung von Wohnungen für Studierende.

Herr Stöcken, vielen Dank für das Interview.