Rotkielchen Blog: Der Katastrophenschutz


Flutwellen überrollen die Straßen, Häuser brechen zusammen und Autos werden durch die Gegend geworfen. Bilder, wie man sie hauptsächlich aus Science Fiction Filmen oder dem Internet kennt. Doch die Gefahr ist real und näher als du denkst. 2018 und 2019 waren unfassbare Dürrejahre, die einen Großteil unserer Ernten vernichteten. Ich erinnere mich an die Zeit, in der der Rhein so wenig Wasser hatte, dass man ihn nicht mehr mit Schiffen befahren konnte. Auch bekamen insbesondere Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ab dem 12 Juli 2021 den Klimawandel zu spüren. Die Rede ist von der großen Flutkatastrophe, die sich letztes Jahr vor unseren Augen abspielte und bei der 180 Menschen starben.. Wir wurden in die unschöne Realität zurück katapultiert, in der die Natur das Sagen hat und die Schwachen immer noch aussortiert werden. Wo viele bemerkt haben, wie sehr ihr Leben am dünnen Faden hängt. Tag für Tag. Hier in Kiel ereigneten sich ebenfalls spektakuläre Ereignisse. Am 29. September 2021 traf völlig überraschend eine Windhose die Kiellinie. Mehrere Menschen wurden durch die Luft gewirbelt und ins Wasser geworfen. Bäume wurden entwurzelt und ein großer Schaden ist entstanden. Etwa einen Monat später, am 21. Oktober 2021, richtete ein weiterer Tornado in Schwentinental noch größere Schäden an. Zwar ist Schleswig Holstein für seine Stürme bekannt, doch mit diesem Ausmaß hatte niemand gerechnet. Die letzte verheerende Windhose war im Jahre 1973. Die hier berechtigte Frage ist: Was könnte dieses Jahr passieren, oder nächstes? Spätestens nach dem letzten Jahr sollten wir alle realisiert haben: Die Gefahr ist hier und es könnte uns jeden Tag unerwartet treffen! Leider muss gesagt werden, dass das Schlimmste uns noch bevorsteht. Doch was tut der Staat für die Sicherheit seiner Bürger?

Der Katastrophenschutz ist Ländersache. So lautet das Motto des Bundes. Die Gemeinden, Kommunen und Institutionen sind in erster Linie für die Sicherheit ihrer Bürger verantwortlich. Also die Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste, Ordnungsämter, Hilfsorganisationen wie der Arbeiter- Samariter-Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter Unfallhilfe (JUH), das technische Hilfswerk (THW), die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und auch die Bundeswehr. Übersteigt die Katastrophe die Fähigkeiten der Kräfte, kann der Katastrophenfall ausgerufen werden. Die Hilfe von anderen Bundesländern kann angefordert werden. Betrifft eine Katastrophe mehrere Länder gleichzeitig, hat der Bund einen größeren Handlungsspielraum.

Nach den Überschwemmungen 2021 wurden die Frühwarnsysteme heftig kritisiert, da weder die Bevölkerung noch die untergeordneten Behörden ausreichend gewarnt wurden. Jede vierte Warnung kam bei der lokalen Bevölkerung nicht an, weil die lokalen Medien keine Nachricht erhielten. Auch sind ,,Dringlichkeitsstufen“ ein Problem, denn das kann einen Sender dazu veranlassen eine Warnung nicht an die Bevölkerung weiterzugeben. Denn jeder Mensch eine andere Wahrnehmung von Wichtigkeit oder Unwichtigkeit. Ein weiteres Problem war, dass die Warnungen der Medien, wenn sie eine Nachricht bekommen hatten, bei der Bevölkerung auch nicht immer ankamen. Die drohende Katastrophe wurde ganze neun Tage vorher von Satelliten erfasst, sogar wurden Deutschland und Belgien ganze vier Tage vorher vom Europäischen-Hochwasser-Warnsystem (Efas) gewarnt. Es gab monumentale Kommunikationsfehler und selbst das nordrhein-westfälische Innenministerium räumte ein, dass man davon gewusst hatte.

Auffällig ist auch, dass Deutschland sehr stark auf ehrenamtliche Arbeiter setzt. Ganze 90%, oder 1,7 Millionen Menschen sind in den vielen genannten Organisationen organisiert. Sie opfern ihre Freizeit und möglicherweise ihr Leben, ohne dafür entlohnt zu werden. Fraglich ist es jedoch, ob wir uns ein hauptamtliches System überhaupt leisten könnten. Andererseits ist es ein positives Merkmal, dass die ehrenamtlichen Arbeiter sehr gut ausgebildet und geschult sind. Des weiteren ist die lokale Arbeit von Vorteil, da die Personen ihre Gegend gut kennen. Die wohl schwerwiegendste Problematik ist aber, wenn die Helferinnen und Helfer selber von einer Katastrophe betroffen sind, oder die Einrichtungen, wie z.B. eine Feuerwache, zerstört sind.

Die Kritik am Katastrophenschutz in Deutschland sind durchaus berechtigt. Es gibt viele ungestopfte Löcher, die die inneren Probleme immer wieder aufzeigen. Eine Reform ist nötig, um dieses System zu erneuern und die Menschen effektiv zu schützen. Hierbei gibt es die Idee einer Grundgesetzänderung, die dem Bund mehr Kompetenzen zusprechen soll, um eine bessere Koordination zu gewährleisten. Zudem brauch es ein größeres Bewusstsein für Katastrophen, da die Gefahren und Konsequenzen häufig unterschätzt und ignoriert werden. Mit unserer Sorglosigkeit gefährden wir uns selber und die Menschen um uns herum.

– Justin Scholze